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Galerie Riennössl

Die Publizistin Ilse Högler zur Eröffung der Ausstellung in der Galerie Riennössl im Oktober 2008

Marina Seiller Nedkoffs Werk ist in seiner Gesamtheit ein kontemplatives. Es ist ein wertfreier Blick, den sie auf die Welt richtet und der den Betrachter drängt, sich selbst Gedanken zu machen , in welchen Bezugsrahmen er das Gesehene setzt.

 

Sie liefert den Bewertungsrahmen nicht mit, doch es lässt sich etwas erahnen, was sich am ehesten in einer mittelalterlichen Definition widerspiegelt: „ Und als Drittes das Auge der Kontemplation, welches mit dem transzendenten Licht ( lumen superior) die letzte Wirklichkeit, den Urgrund alles Seins, schaut.“

Dementsprechend umgibt all ihre Objekte eine ernste Würde, von der Aristoteles in seiner Ethik schreibt, dass sie den Akt des Schauens in der Kontemplation auszeichnet. Diese Art auf das Sein zu schauen ist auch ein Grundpfeiler aller mystischen Traditionen. So gesehen und angesichts ihrer Objekte ist es wenig erstaunlich, dass ihr im Lauf der Zeit auch immer etwas Mystisches zugeschrieben wurde.

Wie sie selbst erzählt, war sie einst sehr von Alfred Kubin begeistert, dessen Düsternis sie aber längst auf ihrem Weg hinter sich gelassen hat. Viel zu kraftvoll und lebensfroh ist das Rot, dass in ihrem späteren Werken dazukam und fast schon als ein Seiller Nedkoff Markenzeichen gesehen werden kann.

1988 hat sie in einem Interview gesagt: „ Und trotzdem befinde ich mich auf einer langen Reise, die vor fünfzehn Jahren begonnen hat und deren Ziel ich noch nicht kenne!“ Hier könnte das Geheimnis liegen, warum sie sich nicht wie viele Künstler, die über lange Zeit hinweg arbeiten, irgendwann in der Wiederholung von Altbekanntem stecken bleibt, sondern mit unverwechselbarer Handschrift auf ihrer Erkenntnisreise ständig neue Qualitäten, einen neuen Blick hinzuzufügen weiß.

In ihren aktuellen Arbeiten dominiert ein strahlendes Gelb . Als Symbol für die Sonne, den Ursprung alles Seins, oder wie Marina selbst sagt: „ vielleicht ein Symbol der Hoffnung?“

Der Betrachter darf sie auf dieser Erkenntnisreise begleiten. Ist eingeladen, in sich selbst hineinzuspüren, was sich hier enthüllen könnte. Und wie bei ihren Skulpturen, die ja jeder Besitzer nach Lust und Laune verändern kann, ist es egal wie er seinen Kopf dreht-ob arrogant, schutzbedürftig, friedlich hingegeben oder schelmisch sich versteckend, das Wesentliche bleibt davon unberührbar. Und das gilt es lustvoll zu entdecken!

Bevor es jetzt daran geht, sich umzusehen, soll vielleicht noch schnell Dante zu Wort kommen: „Durch Schauen ( ne l'atto de vede) wird also Seligkeit errungen, nicht durch die Liebe; die folgt erst dann, wenn sie dem Schauen, als ihrem Quell entsprungen. Und das Verdienst, das man durch Gnad und Güt erwirbt, ist Maß dem Schauen. So steiget man von Grad zu Grad hinan.“

 

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